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„Kapellmeister-Job ist niemals Routine“

Mo. 06.01.20

Im Jahr 2020 feiert Christian Laimer sein 20-Jahr-Jubiläum als Kapellmeister der Algunder Musikkapelle, am 6. Jänner steht er zum 20. Mal am Dirigentenpult des Dreikönigskonzertes. Wir haben uns mit ihm über Veränderungen und prägende Erlebnisse unterhalten.


Lieber Christian, 20 Jahre sind nun vergangen, seit du den prestigeträchtigen Job als Kapellmeister der „Algunder“ übernommen hast. Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als du das Angebot erhalten hast?
Ja, natürlich. Es war schon einige Monate vor der Stabübergabe von meinem Vorgänger und Freund Manfred Egger zu mir. Der damalige Obmann der Algunder Musikkapelle, Manfred Innerhofer, sprach mich nach einem Konzert, bei dem ich mitspielte, erstmal informell darauf an. Dann trafen wir uns mit dem damals aktuellen Vorstand der Algunder Musikkapelle in einer Pizzeria in Meran/Untermais.

Und du hast dir damals wahrscheinlich noch ein wenig Bedenkzeit erbeten – weil es ja doch eine verantwortungsvolle Aufgabe für einen damals 25-Jährigen war …?
Eigentlich nicht – ich wusste sofort, dass ich das Angebot annehmen möchte und werde. Ich hatte ja die Kapellmeister-Ausbildung in Innsbruck abgeschlossen, schon Erfahrungen bei der Musikkapelle in St. Walburg/Ulten gesammelt und kurz zuvor die Leitung beim Orchester der Musikfreunde Meran übernommen. Die musikalische Leitung der „Algunder“ zu übernehmen war schon eine verlockende Herausforderung für mich.

Wenn du deinen Job heute mit dem vor 20 Jahren vergleichst – was hat sich in der Aufgabe des Kapellmeisters geändert?
Da hat sich sehr viel verändert. Wir Kapellmeister müssen viel flexibler sein bei der Vorbereitung und Planung unserer Konzertprogramme – nicht nur beim jeweiligen Hauptkonzert, sondern auch während des Jahres. Das ist zum einen so, weil wir viel mehr Studentinnen und Studenten unter uns haben, die mehr oder weniger nur in den Ferien hier sind. Bei uns zum Beispiel sind es fast deren 30, die für die Proben zum Dreikönigskonzert erst ab Weihnachten zur Verfügung stehen. Aber auch bei den übrigen Musikanten ist der gesellschaftliche Wandel zu spüren: Jeder ist in seinem Job immer mehr gefordert, das wirkt sich zwangsläufig auch auf das Mitwirken in einem Verein aus.

Sehen wir es von der anderen Seite: Was hat sich für die Blasmusik – und jene, die sie ausüben – in den vergangenen 20 Jahren geändert?
Das Niveau unserer Kapellen hat sich enorm weiterentwickelt – und zwar auf allen Ebenen. Junge Musikantinnen und Musikanten sind heute viel schneller auf einem hohen Niveau als früher, aber auch die älteren Musikanten sind heute wesentlich flexibler als das vor einigen Jahrzehnten der Fall war.

Bei den „Algundern“ wird – zumindest an der Spitze – die Kontinuität ja seit jeher großgeschrieben. Ist das bei den Mitgliedern auch so?
Ja, das mit der Kontinuität ist sicher eines unserer Markenzeichen. Wir haben zurzeit den fünften Kapellmeister in 120 Jahren und den fünften Obmann in fast 90 Jahren, das sind schon beeindruckende Zahlen. Bei den Mitgliedern hatten wir in den 20 Jahren, die ich jetzt hier bin, einen großen Wechsel. Wenn ich am 6. Jänner beim Dreikönigskonzert an das Dirigentenpult trete, dann war nur rund ein Drittel der Musikanten, die ich vor mir sehe, schon 2001 bei meinem ersten Konzert mit dabei. Das hat mit dem schon angesprochenen gesellschaftlichen Wandel zu tun, aber auch mit der umfangreichen Jugendarbeit, die wir bei der Algunder Musikkapelle seit nunmehr 15 Jahren betreiben.

Seit einigen Jahren bildest du selbst Kapellmeister aus. Warum tun sich viele Kapellen so schwer, einen Kapellmeister oder eine Kapellmeisterin zu finden?
Das hat vor allem mit der veränderten Rolle des Kapellmeisters zu tun. Heute ist es eine moderne Führungsposition – mit allem, was dazu gehört. Da braucht es nicht nur ein enormes Fachwissen, sondern auch viel Überzeugungskraft, Einfühlungsvermögen und Respekt jedem einzelnen Mitglied gegenüber. Und man muss schon auch eine gefestigte Persönlichkeit sein, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt. Ein Kapellmeister muss auch damit zurechtkommen, dass die Musikantinnen und Musikanten nur eine begrenzte Zeit für die Musik zur Verfügung haben. Viele fühlen sich diesen Herausforderungen nicht gewachsen und wagen es daher nicht, diesen anspruchsvollen Job zu übernehmen.

Wenn du auf 20 Jahre bei den „Algundern“ zurückblickst – gibt es einen Moment, der dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ja, das waren die Wochen vor dem Dreikönigskonzert 2013. Wir hatten damals – mitten in der intensiven Probenphase vor dem Konzert – plötzlich einen sehr schweren Krankheitsfall in meiner Familie. Der große Rückhalt und der Zusammenhalt, den ich und meine Familie damals von der gesamten Kapelle erfahren haben, hat mich tief berührt und nachhaltig geprägt. Auch wenn das eine schwere Zeit für uns war, meine Verbindung zur „Algunder Musig“ hat sich dadurch sicher noch weiter verstärkt. Davon abgesehen ist das Dreikönigskonzert aber jedes Jahr aufs Neue ein musikalischer und emotionaler Höhepunkt. Kapellmeister bei den „Algundern“ zu sein, wird niemals zur Routine. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie über die Weihnachtszeit alle Studenten, aber auch jene unter uns, die das ganze Jahr über im Ausland leben und arbeiten, zu uns stoßen und gemeinsam mit uns musizieren.

In wenigen Tagen stehst du zum 20. Mal bei einem Dreikönigskonzert am Dirigentenpult der Algunder Musikkapelle. Warum sollte man sich dieses Konzert nicht entgehen lassen?
Das Dreikönigskonzert ist ein Ereignis, dass sich Blasmusikbegeisterte aus nah und fern niemals entgehen lassen sollten. Das liegt am Gesamtpaket – zu dem der besonders festliche Kursaal mit vielen Besuchern in Tracht genauso gehören wie die traditionelle Art der Programmgestaltung und der professionelle Konzertsprecher aus den eigenen Reihen. Beim Dreikönigskonzert 2020 ist es ein Konzert für zwei Violoncelli und Blasorchester, das aus einem – denke ich – sehr stimmigen Konzertprogramm herausragt und einen Besuch auf jeden Fall lohnenswert macht.

Kommen wir zur Abschlussfrage: Sehen wir uns in zehn Jahren zu deinem 30-jährigen Kapellmeister-Jubiläum wieder?
Wiedersehen werden wir uns auf alle Fälle. Ob ich dann als Kapellmeister, als Musikant oder als Zuhörer mit dabei sein werde, steht in den Sternen … (lacht). In zehn Jahren kann so viel passieren, da kann niemand eine Prognose wagen.

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